WEINHEIM EHRENAMTLICHE GRUPPE BELEUCHTET IHRE ARBEIT / WEITERE UNTERSTÜTZUNG NOTWENDIG
Autor: Sandro Furlan
Der Arbeitskreis Asyl bietet immer wieder Infoabende an, wie zum Beispiel mit Karl-Friedrich Schmitt zum Thema „Abschiebung nach Afghanistan“.
© rittelmann
Wenn es um die Integration geflüchteter Menschen geht, dann ist es noch lange nicht vorbei, vielmehr fängt es gerade erst an. Diese Meinung vertritt der Arbeitskreis Asyl Weinheim, der sich seit Jahrzehnten mit der Thematik befasst und seit 2015 zu den ehrenamtlich tätigen Gruppen gehört, die sich zusammen mit Hauptamtlichen engagieren und so für einen mehr oder weniger geordneten Ablauf sorgen. Der Arbeitskreis hat sich nun mit einer Pressekonferenz an die Öffentlichkeit gewandt, um in erster Linie die vielfältigen Aufgaben darzustellen, die tagtäglich erledigt werden müssen.
Dabei geht es um Schwerpunkte wie die Situation in der Anschlussunterbringung, das Ehrenamtsmanagement, die Zusammenarbeit mit Behörden, sozialen Verbänden und Kirchen, die Unterstützung der Geflüchteten – zum Teil auch finanziell und vor allem den Schlüssel eines guten Miteinanders: Integration durch Begegnung.
Der Arbeitskreis Asyl, der seine Arbeit über Spenden für den Verein „Flüchtlingshilfe“ finanziert, sieht sich als Plattform für die ehrenamtlich Tätigen, als eine Art Anlaufstelle, die Interessierte an ihre Arbeit heranführt und zum Teil auch begleitet. Natürlich gebe es auch viele Ehrenamtliche, die nicht mit dem Arbeitskreis zusammenarbeiten, was aus Sicht des Sprecherkreises, der sich gleichzeitig als Lenkungskreis versteht, auch völlig in Ordnung sei.
Viele sind frustriert
Wichtig ist nur, dass die Zahl der Ehrenamtlichen nicht noch weiter abnimmt. Denn nach dem starken Zulauf ab 2015 ist die Zahl abgeebbt. Geflüchtete, die Halt in der Gesellschaft gefunden haben und keine Betreuung mehr benötigen, Menschen, die im Zuge der Anschlussunterbringung in andere Kommunen gezogen sind – die Gründe sind vielfältig. Viele Ehrenamtliche sind aber auch einfach nur frustriert. Zum einen, weil sie an die Grenzen der eigenen Belastbarkeit gestoßen sind und beispielsweise mit persönlichen Enttäuschungen nicht fertig werden, zum anderen irgendwann aufgegeben haben, den Kampf gegen behördliche Windmühlen weiterzuführen. Der Arbeitskreis kennt selbst die Probleme, in Weinheim gab es sehr lange Zeit massive Probleme in der Zusammenarbeit mit der städtischen Stabsstelle für Integration.
Heute geht man darauf aber nicht mehr ein, es wird von einer durchweg guten Zusammenarbeit mit Behörden wie dem Rhein-Neckar-Kreis oder auch dem Jobcenter und mit der Stadtverwaltung Weinheim gesprochen. Vieles sei systematisiert worden, mittlerweile gebe es auch den direkten Kontakt zu den Verantwortlichen. Auch der erst kürzlich eingeführte 14-tägige Jour Fix in Weinheim, an dem alle maßgeblich Beteiligten an der Arbeit mit geflüchteten Menschen zusammenkommen, wird als wichtiges Signal gewertet.
Dass man in weiten Teilen die originäre Arbeit der Kommune übernimmt, wird mittlerweile auch nicht mehr zu hoch gehängt. „Wir müssen mit der Situation leben und von daher tagtäglich versuchen, was möglich ist“, beschreibt es Gert Kautt, einer der AK-Sprecher.
Doch so ganz einfach ist es nicht, vor allem mit Blick auf das Integrationskonzept der Stadt Weinheim, das nun auf den Weg gebracht werden soll. Die Verwaltung setzt dabei auf eine Veranstaltung am 26. Februar, zu dem alle interessierten Bürger eingeladen sind, die sich für die Erstellung eines gesamtgesellschaftlichen Integrationskonzepts interessieren. Die Impulse und Erkenntnisse werden in Workshops verfeinert und sollen am Ende – das Datum ist noch offen – in ein solches Papier münden.
Konzept des Kreises Vorbild
„Ich habe keine große Hoffnung, dass da etwas Großes entsteht“, sagt dazu Albrecht Lohrbächer. Als Vorbild gilt das im vergangenen Sommer verabschiedete Konzept des Rhein-Neckar-Kreises, das nach Meinung Elfi Rentrops „aber schon heute zum Teil im Widerspruch zur täglichen Arbeit steht. Wenn man das, was auf Hochglanzpapier steht, auch einfordern könnte, wäre es gut. Es ist aber leider nicht so.“
Was bedeutet das konkret für die Mitarbeit des AK Asyl? Lohrbächer sagt es ganz deutlich: „Wir werden uns nicht verweigern, werden aber auch nicht mit sehr viel Verve herangehen.“ Zumal aus seiner Sicht eine Gruppe bislang eine zu geringe Rolle spielt: die der Ehrenamtlichen.
Wer sich ehrenamtlich engagieren möchte, kann sich direkt an den Arbeitskreis Asyl wenden – Telefon 06201/15967, E-Mail: info@ak-asyl-weinheim.de.
© Mannheimer Morgen, Dienstag, 19.02.2019